Ein heißes Eisen
Ein muslimischer Mitbürger, dem ich auf der Straße ein paar Euro gespendet hatte, fing ein theologisches Gespräch mit mir an. Ich sei sehr nett zu ihm gewesen, so meinte er, und deswegen wollte er nicht, dass ich in die Hölle käme. Aber wenn ich nicht glaubte, dass es nur einen einzigen Gott gibt und stattdessen an zwei oder drei Götter glauben würde, dann könnte mich nichts vor der Hölle retten. - Ich habe ein bisschen mit ihm diskutiert und Frage mich manchmal, ob er wohl über das nachgedacht hat, was ich ihm sagte. Ganz bestimmt nicht fühlte ich mich diskriminiert. Er wollte mich nicht beleidigen, sondern mich auf den Irrweg hinweisen, auf dem ich mich nach seiner Sicht befand. - Heutzutage wird so viel von Diskriminierung gegenüber Menschen gesprochen, deren Lebensweise nicht mit der Lehre der Kirche übereinstimmt. Aber ist es wirklich Diskriminierung, wenn man jemanden darauf hinweist, dass er möglicherweise in eine Sackgasse eingebogen ist? Ich mische mich in niemanden Privatleben, sondern halte mich an das, was ich an einem anderen Menschen schätze, gernhabe, bewundere oder wofür ich ihm dankbar bin. Aber ich glaube nicht, dass die Kirche sich so ohne weiteres von ethischen Richtlinien verabschieden sollte, die in allen Kulturen bis jetzt gültig waren. Dafür ist die Sache einfach zu heiß.