Zuhören ist wichtig, um ins Gespräch zu kommen

Meiner Erfahrung nach hängt es in erster Linie von der Persönlichkeit der jeweiligen Zuhörenden ab, wie hilfreich und konstruktiv sich das Zuhören des anderen auf mich selbst auswirkt. Ob es sich um Gemeindemitglieder, Ehrenamtliche oder geweihte Personen handelt, spielt dabei erst einmal eine untergeordnete Rolle. Persönlich habe ich besonders unter den Ordensleuten sehr aufmerksame, geschulte Personen erleben dürfen. (Ausnahmen bestätigen die Regel.)
Derjenige, der nicht überlastet ist, kann gut zuhören. Unter den Priestern habe ich z. B. in Beichtgesprächen wiederholt müde Priester erlebt, die sich das Gähnen nicht verkneifen konnten. Eine Pause hätte der Aufnahmefähigkeit bestimmt gutgetan.

Es wird immer noch zu wenig zugehört, wenn es um heikle Themen wie Machtmissbrauch geht. Dann werden Gespräche vorab abgelehnt oder abgebrochen; dann wird der Rat erteilt, außerhalb der Kirche darüber zu sprechen. Solche Erfahrungen habe ich selbst gemacht.

Dass es in Teilen der Kirche trotz aller Betroffenheitsbekundungen immer noch an empathischem Zuhören fehlt, wurde mir spätestens bei der Predigt deutlich, die anlässlich des Bonner Jugendfestivals am 12.02.2022 gehalten wurde. Weihbischof Ansgar Puff benutzte das Bild eines teuren Handys in einer ramponierten Verpackung, das jede/r Jugendliche nach Meinung des Weihbischofs als Geschenk annehmen würde. Der Weihbischof forderte (die jungen Leute) dazu auf, „großzügig“ über den beschädigten Kirchenapparat hinwegzusehen. Diese gewünschte, einseitige Großzügigkeit muss Hohn in den Ohren missbrauchter oder von der Kirche ausgegrenzter Leute gewesen sein (s. Puffs reales Beispiel einer jungen lesbischen Frau, die gerne kirchlich heiraten würde). – Darum nein, gerade junge Menschen, die Zukunft der Kirche, sollten ganz genau auf die Verpackung des Inhalts achten, hinsehen und hinhören, denn sonst wird sich in der Kirche nichts tiefgreifend ändern! Und man könnte ja noch etwas zu den Lagerarbeitern, Verkäufern usw. sagen, die zu verantworten haben, dass die Ware in ihrer Gesamtheit beschädigt und somit schwer verkäuflich ist.

Was Prediger betrifft, sollten Gläubige ihnen verstärkt zuhören und das Gehörte hinterfragen.

Und zum Schluss: Für konstruktive Gespräche mögen das Training der Achtsamkeit, Techniken wie die gewaltfreie Kommunikation und bei Differenzen ein Mediator/eine Mediatorin hilfreich sein.