Für welche Themen sollte sich die Kirche erkennbar stark machen und sie in die Gesellschaft einbringen?
Von früheren Zeiten bis zum Spätmittelalter war die Kirche immer präsent in Wirtschaft, Wissenschaft, Medizin und Politik. Die Medizin wurde weitgehend von Mönchen ausgeübt (Klostermedizin) und stand allen Menschen, armen und reichen, zur Verfügung.
Im Folgenden zog sich die Kirche schrittweise zurück, führte keinen Dialog mit der Wissenschaft mehr, hielt an eigenen Vorstellungen fest und verlor diesbezüglich jeden Bezug zur Realität. Demzufolge hat die Kirche die jahrhundertlange Entwicklung des modernen Welt-Systems weitgehend übersehen.
Und doch haben Religion und Wissenschaft einen gemeinsamen Nenner, den Menschen; sie sind wichtige Instrumente, die die Persönlichkeitsbildung beeinflussen; beide haben als Ziel die Weisheit. Zu dieser möchte die Wissenschaft durch die Suche nach objektiven Beweisen, die Religion durch nicht beweisbare Grundsätze führen.
Dies spiegelt sich auch in kirchlichen Schreiben wider, wie z. B. in der Enzyklika „Fides et
Ratio“.
Darüber hinaus sollten unseres Erachtens fruchtbare Gespräche über Themen wie
„Lebensende“, „übertriebene, lebensverlängernde, medizinische Maßnahmen“, „Euthanasie“
und „Sexualität“ geführt werden.
Vor allem die Sexualmoral spielt unserer Einschätzung nach eine Schlüsselrolle in dem allmählichen Zerfall der Kirche, welcher durch zahlreiche Verbote verursacht wird:
Ablehnung der Homosexualität, Verurteilung jeder sexuellen Handlung vor Eheschließung, Festhalten an der Zölibatsverpflichtung für Priester u.v.m. In der Lehre der katholischen
Kirche muss ein Sexualakt auf Fortpflanzung zielen, weitere Aspekte werden außer Acht gelassen. Wissenschaftlich bewiesen ist es, dass sexuelle Erfahrungen die seelische und
körperliche Gesundheit fördern. Warum wird die Sexualität dann noch als Tabuthema angesehen? Sie ist auch Ausdruck der Liebe!