Überall und Nirgends
Christen sollten in allen gesellschaftlichen Felder, da wo sie gerade stehen, als solche erkennbar werden, ohne sich damit aufzudrängen. Es braucht ein "Christentum des Alltags" weniger ein "Sonntagschristentum". Der Dialog der Kirchen untereinander ist dabei sehr wichtig (siehe Thema 7).
Aber auch mit sozial-caritativen Einrichtungen müsste Kirche noch offener im Dialog sein (das heißt nicht zwingend, selbst Träger/Arbeitgeber zu sein; vor allem nicht arbeitsrechtlich und wirtschaftlich dominant).
Kirche müsste sich mehr für Menschenwürde und Gleichberechtigung einsetzen. Im Bereich der Flüchtlinge und in der Entwicklungshilfe für andere Länder oder in der Nothilfe geschieht das schon sehr vorbildlich! Gleichberechtigung wird aber auch in Bezug auf Frauen und verschiedene sexuelle Veranlagungen in Europa als ein wichtiges Thema wahrgenommen. Hier gibt es noch große Defizite und außer Lippenbekenntnissen oder schwer nachvollziehbaren theologischen "(Aus)reden" wenig Ansprechendes. Gerade bei jungen Menschen stößt die Haltung der Kirche auf Unverständnis.
Dabei hilft der Begriff "Sexualmoral" nicht weiter, denn ob Frauen und Männer gleichberechtigt sind oder Homosexuelle in ihrer Ausrichtung akzeptiert werden, ist weniger eine moralische Normenfrage. Moral findet in Bezug auf eine menschlich qualitätvolle Gestaltung von Beziehungen eher Akzeptanz - auch hier muss Kirche sich befreien von Äußerlichkeiten und Regeln und ein differenziertes, von Überzeugungen und Erfahrungen getragenes Bild gelungener Partnerschaft vermitteln, statt theoretisch entwickelte Modelle mit simplen Regeln für eine weltweite, nicht kulturell differenzierte Ordnung zu predigen. In der Vermittlung nach Außen stehen allzu oft nur Verbote im Blick, nicht echte Werte.
Es erscheint zudem sinnvoll, örtlich und punktuell mehr Nähe und Engagement für die Menschen zu zeigen statt flächenmäßig breit aufgestellt, aber inhaltlich "weit weg" zu bleiben. "Exemplarisch statt systemisch präsent sein" könnte angesichts der Personalnot ein Ansatz sein. Das führt allerdings weg von einer großen "Volkskirche". Diesen Schritt wagen viele noch nicht - er wird uns aber vermutlich durch die gesellschaftliche Entwicklung aufgedrängt und muss aktiv gestaltet werden.